Es gibt wohl nur wenige Themen, die in Zusammenhang mit Neuseeland so kontrovers und leidenschaftlich diskutiert werden wie das Thema „wild Campen“. Bei der weit verbreiteten Meinung, dass man sich mit seinem Zelt oder Wohnmobil außerhalb der Ortschaften einfach irgendwo niederlassen und die Nacht verbringen kann, handelt es sich um einen Irrtum.
Zwar wurde in den vergangenen Jahren meist ein Auge zugedrückt und wildes Campen nicht bestraft, legal war es deshalb häufig trotzdem nicht. Allein schon deshalb, weil viele der vermeintlich einsamen Gegenden in Privatbesitz sind und somit für eine Übernachtung die Erlaubnis des Besitzers eingeholt werden muss.
Obwohl das wilde Campieren meist niemand gestört hatte, lag das eigentliche Problem in der Verschmutzung der Natur durch Müll und den „menschliche Hinterlassenschaften“ der vielen Camper. Viele Besucher, die mit PKW und Zelt unterwegs waren, gingen einfach in der Natur ihren Bedürfnissen nach. Dies hatte zur Folge, dass man während einer Wanderung hinter vielen Bäumen Klopapier und dessen „Ursache“ finden konnte. Ganz zu schweigen vom sonstigen Müll den rücksichtslose Zeitgenossen einfach an den schönsten Plätzen liegen gelassen haben.
Durch die in den Jahren ständig gestiegene Zahl an Campingurlaubern wurde das Problem so groß, dass sich die Regierung gezwungen sah, am 30.08.2011 den „Freedom Camping Act“ – ein Gesetz zur Reglementierung des wilden Campen- zu erlassen. Das Gesetz verbietet wildes Campieren nicht, setzt aber Regeln, deren Nichtbeachtung eine Bestrafung zur Folge haben kann.
Das Gesetz lässt den einzelnen Regionalverwaltungen die Möglichkeit, in ihren Verwaltungsbezirken individuelle Regeln festzulegen. Das hat dazu geführt, dass in den verschiedenen Regionen viele unterschiedliche Regelungen gelten.
Der „Freedom Camping Act“ definiert Wildcampen als Übernachtungen in Fahrzeugen oder Zelten im Umkreis von 200 m zu allen befahrbaren Strassen, sowie im Umkreis von 200 m von Flüssen, Bächen sowie dem Meer. Hier ist ohne anders lautender Beschilderung das Wildcampen grundsätzlich verboten. Darüber hinaus gilt für Zelte und Fahrzeuge ohne „self containment certificate“ ein Übernachtungsverbot auf Plätzen ohne öffentliche Toilette.
Tipp
Das „self containment certificate“ in Form eines Aufklebers weist darauf hin, dass das Wohnmobile mit einem geschlossenen Abwasser- und Toilettensystem ausgestattet ist.
Das neue Gesetz und die verschiedenen regionalen Regeln haben es nicht einfacher gemacht, einen Platz außerhalb der kostenpflichtigen Campingplätze zum Übernachten zu finden. Die Behörden erwarten von ihnen, dass Sie sich in den zahlreichen Touristenbüros oder im Internet über mögliche Stellplätze informieren. Wer beim unerlaubten Campen erwischt wird, muss mit einem Bußgeld in Höhe von $ 200 NZD rechnen. Kontrollen finden – in Abhängigkeit von der Gegend – regelmäßig statt.
Im Internet finden Sie unter www.camping.org.nz viele Informationen zum Thema Campen. Auf der Seite www.rankers.co.nz können Sie sich einen Überblick über Orte verschaffen, an denen wildes Campen kostenlos unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist. Wenn Sie gerne außerhalb der kostenpflichtigen Campingplätze übernachten möchten, sollten Sie die geltenden Regeln respektieren und die dafür vorgesehenen Bereiche nutzen. Hier noch einige Tipps für die Suche nach einem kostenlosen Zelt- bzw. Stellplatz für die Nacht:
- Denken heißt nicht wissen! Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie an einer bestimmten Stelle Ihr Nachtlager aufschlagen können, fragen Sie vorher im Tourismusbüro oder bei den Anwohnern nach. Die i-Sites können Ihnen immer Auskunft geben, wo eine „Freedom Camping Area“ in der Nähe zu finden ist.
- Orte, die nicht über einen Campingplatz verfügen, haben häufig eine ausgewiesene „Freedom Camping Area“, um ihren Ort für Reisende attraktiver zu machen.
- Bei einsam gelegenen Farmen oder Wohnhäusern können Sie auch nachfragen, ob die Bewohner in der Umgebung einen geeigneten Übernachtungsplatz kennen. Oft haben Ortskundige gute Tipps oder bieten euch sogar an, auf ihrem Grundstück euer Lager aufzuschlagen.
Egal wo Sie übernachten, die folgenden Punkte sollten eigentlich immer eine Selbstverständlichkeit sein:
- Wer nicht über eine eigene Toilette in seinem Wohnmobil verfügt, muss öffentliche Toiletten benutzen. Diese sind in Neuseeland in ausreichender Zahl vorhanden und meist in einem einwandfreien Zustand. Auf keinen Fall darf die Natur als Toilette benutzt werden.
- Wenn Sie weiterfahren, sollte der Platz wieder unberührt aussehen. Das bedeutet, dass Sie rein gar nichts zurücklassen sollten.
- In Seen, Bächen, Flüssen und sonstige Wasserläufen haben Seife, Zahnpasta und Waschmittel nichts zu suchen.
- Respektiere „No Camping“-Schilder und Privatbesitz.